Altes Rathaus

Das Alte Rathaus liegt auf der Ostseite des Marktes in Leipzig und dominiert auf Grund seiner Länge den gesamten Platz. An seiner Rückseite ist der Naschmarkt gelegen.

Mitte des 14.Jh. wollten die Bürger Leipzigs durch eine Vielfalt von Funktionsbereichen einen großen Saal, das Ratszimmer, die Stuben der Stadtschreiber, das Archiv und weitere Räume der städtischen Verwaltung in einem Gebäude unterbringen. Aufgrund dessen wurde das Rathaus gebaut. Zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen 1300 und 1400 wird das Rathaus erweitert und mit einem Kauf- und Tuchhaus verbunden. Im Dezember 1467 ist eine neue Ratsstube fertig. 1498 wird aufgrund eines guten Handels ein Umbau des Rathauses beschlossen, der finanziell jedoch unmöglich ist.


Dieses Wahrzeichen Leipzigs blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Einst war es Sitz des feudalen Oberhofgerichts und Gefängnisstätte. Der vor dem Rathaus gelegene Marktplatz Leipzigs wurde in vergangenen Jahrhunderten als Hinrichtungsstätte genutzt, so dass die Delinquenten einen recht kurzen Gang zum Schafott hatten. Von dieser Zeit zeugen noch heute eine Nachbildung des zeitgenössischen Richterstuhls sowie die Konterfeis der Leipziger Stadtrichter, die sich zusammen mit Porträts sächsischer Herrscher im Großen Festsaal des Rathauses befinden.

Doch auch zahlreiche bürgerliche Vergnügungen fanden in den Räumen des von Hieronymus Lotter errichteten Bauwerks statt. Von der Musikempore, dem noch heute erhaltenen Pfeiferstuhl aus dem Jahre 1557, spielten die Stadtpfeifer zum Tanze auf. Auch heute noch ist das Alte Rathaus häufig Schauplatz kultureller Höhepunkte und bietet außerdem eine historisch-ehrwürdige Kulisse für zahlreiche Veranstaltungen in der Innenstadt.

Schon 115 Jahre nach der Einweihung musste das Alte Rathaus saniert und umgebaut werden. Die Leipziger Bürger waren recht entsetzt, dass ein neu gebautes Haus schon nach so kurzer Zeit renovierungsbedürftig war – so entstand nach dem Namen des Erbauers der Begriff “Lotterwirtschaft”.
Seit 1909 beherbergt es das Stadtgeschichtliche Museum, mit 500.000 Objekten in 72 Spezialsammlungen eines der größten kulturhistorischen Museen Deutschlands.
In dem 1943 zerstörten und sofort nach Kriegsende originalgetreu wieder aufgebauten Gebäude kann ein historisches Modell der Stadt Leipzig aus dem Jahr 1823 besichtigt werden, das von Johann Christoph Merzdorf in liebevoller Handarbeit angefertigt wurde.
Die architektonische Besonderheit des Bauwerks fällt dem aufmerksamen Betrachter sofort ins Auge: Der mit 115 Metern höchste Rathausturm Deutschlands befindet sich nicht in der Mitte des Gebäudes, sondern ist nach links versetzt – typisch für den Renaissance-Stil in Deutschland im 16. Jahrhundert, der Regelmäßigkeit vermied und Asymmetrie bevorzugte.